Workshop: Der vielleicht letzte Auschwitz-Prozess: Der Fall Oskar Gröning und die deutsche Erinnerungspolitik

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Datum/Zeit
Date(s) - 24.10.2015
15:00 - 20:00

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Der vielleicht letzte Auschwitz-Prozess: Der Fall Oskar Gröning und die deutsche Erinnerungspolitik
Workshop mit der Historikerin Sabine Reimann (M.A., freiberufliche Historikerin)

Im Juli 2015 wurde der 94-jährige ehemalige SS-Unterscharführer Oskar Gröning wegen Beihilfe zum Mord in mindestens 300.000 Fällen zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt. Er war von 1942-1944 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau in der Verwaltung tätig, bekam von den Medien den Beinamen „Der Buchhalter von Auschwitz“. Der Fall machte Schlagzeilen und rief kontroverse Meinungen hervor, auch weil Gröning der erste NS-Täter war, der sich zu seiner Schuld bekannte: „Muss er in Haft sterben?“ fragte die „Zeit“ angesichts des Urteils, und forderte „Milde“. Das Internationale Auschwitz Komitee hat das Urteil dagegen als zu milde kritisiert und eine lebenslange Haft gefordert. „Sinnlos“, sei das Urteil, so die Holocaust-Überlebende Eva Kor, lieber solle er Dienst an der Gesellschaft tun und Jugendlichen über Auschwitz berichten. Der Historiker Wolfgang Benz ist der Meinung, das Urteil sei ein Kompromiss und zeige, dass man keinen Schlussstrich unter die NS-Geschichte ziehe.

Der Workshop gibt einen Überblick zur juristischen Aufarbeitung der NS-Prozesse in der BRD und wirft folgende Fragen auf: Wie verläuft der bundesdeutsche Diskurs um die letzten deutschen NS-Prozesse? Wie beeinflussen diese Diskurse die juristische Aufarbeitung? Was bedeuten die Prozesse für die Erinnerungspolitik- und kultur in der BRD? Und welche emanzipativen, antifaschistischen Impulse und Interventionen sind für eine kritische Erinnerungspolitik, gerade am „Ende der Zeitzeugenschaft“ denkbar?

Diese Veranstaltung erfolgt in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW.